Die uns täglich erreichenden Schlagzeilen sind voll davon: Welche Corona-Mutante ist wie gefährlich und wo breitet sie sich gerade besonders stark aus?
Seit dem 19. Januar ist die ‚Neue Coronavirus-Surveillanceverordnung des Bundesministeriums für Gesundheit‘ in Kraft. Sie soll zu mehr gezielten Tests und damit einer besseren Datenlage beim RKI führen.
Doch was genau heißt das und wo stehen wir knapp zwei Monate nach deren Veröffentlichung? medAUDIO fragt nach. Nicht bei einer Universitätsklinik, sondern bei einem der größten, kommerziell tätigen Labore in Rheinland-Pfalz und einem der Leistungszentren für die Corona-Diagnostik in Deutschland, wie es die Zeitung ‚Die Rheinpfalz‘ am 3. November getextet hat: das Bioscientia Institut für medizinische Diagnostik mit Hauptsitz in Ingelheim. Etwa 10.000 Corona-PCR-Proben und mehr können alleine am dortigen Standort bearbeitet werden – pro Tag.
Doch für viele von uns, die wir nicht Hobby-Labormediziner sind, bleiben einige Fragen offen. Zum Beispiel: Wie funktioniert so ein Mutanten-Nachweis eigentlich? Wie identifiziert man ganz neue Varianten und hat die Politik in der Flächendiagnostik mit dieser Verordnung überhaupt die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen?
Und damit herzlich willkommen, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu medAUDIO.
Dr. Oliver Harzer ist Labormediziner und Betriebswirt. Er leitet die Bioscientia-Laborgruppe. Versuchen wir es zu Beginn mit ein paar Begriffsklärungen – alle reden von einer Genomanalyse der SARS-CoV-2-Viren – doch für den Nachweis von bekannten Mutanten brauchen wir die eigentlich gar nicht …
Statement 1 Dr. Oliver Harzer
Ist eine Mutante also erstmal entdeckt und beschrieben, kann sie mit einem oder zwei weiteren PCR-Tests bereits nahezu routinemäßig nachgewiesen werden. Bei neuen und damit unbekannten Varianten aber braucht es die so viel zitierte Genomanalyse.
Statement 2 Dr. Oliver Harzer
.. und genau das soll bei mindestens jeder 20. positiven PCR-Probe nun geschehen und das Ergebnis ans RKI gemeldet werden. Ein Überblick, was hinter verschlossenen Labortüren geschieht, in 120 Sekunden …
Statement 3 Dr. Oliver Harzer
Aus der medizinischen Perspektive also sind weder der Nachweis bekannter Mutanten per PCR-Testung noch das Aufspüren bislang unbekannter Varianten mittels Genomanalyse ein unlösbares Problem. Da jedoch die meisten Testungen in kommerziellen Laboren erfolgen, stellt sich die bange Frage nach den wirtschaftlichen Eckpunkten und damit den Anreizen.
Statement 4 Dr. Oliver Harzer
Eine erste gute Nachricht also – vor allem auch deshalb, weil die Surveillance-Verordnung ausdrücklich vorsieht, dass kleinere Labore oder andere Institutionen eine Auswahl ihrer positiven PCR-Proben an größere beziehungsweise spezialisierte Einrichtungen schicken können.
Doch was ist mit dem Nachweis bekannter Mutanten?
Statement 5 Dr. Oliver Harzer
Damit sind es schon zwei gute Nachrichten in Sachen Corona-Diagnostik: Alle Labore, die im Alltag PCR-Tests auf SARS-CoV-2 anbieten, können damit auf die gezielte Suche nach bekannten Mutanten gehen – und das bei einer angemessenen Vergütung. Doch es gibt ein mögliches ‚aber‘ und der Teufel steckt wie so oft im digitalen Detail …
Statement 6 Dr. Oliver Harzer